Der neue Immobilienmarktbericht 2025 des Gutachterausschusses Heilbronn liefert auf Basis der notariell beurkundeten Kaufpreissammlung des Jahres 2024 eine detaillierte Analyse des aktuellen Marktgeschehens. Anders als viele marktübliche Auswertungen, die auf Angebotspreisen privater Onlineportale basieren, stützt sich der Bericht ausschließlich auf realisierte Transaktionen – eine unverzichtbare Grundlage für jede fundierte Immobilienbewertung gemäß § 194 BauGB. Im Zentrum des diesjährigen Berichts stehen die strukturellen Marktveränderungen infolge gestiegener Zinsen und energetischer Anforderungen: Während gebrauchte Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser in moderatem Umfang nachgefragt wurden, bleiben Neubauten weiter unter Druck. Die differenzierte Auswertung zeigt: Der Heilbronner Immobilienmarkt konsolidiert sich und kehrt schrittweise zu rationalen Bewertungsrelationen zurück.
Heilbronner Immobilienmarkt: Konsolidierung nach Korrektur – Rückkehr zu rationalen Bewertungsrelationen
Der Immobilienmarktbericht 2025 des Gutachterausschusses für die Stadt Heilbronn dokumentiert auf Basis der Kaufpreissammlung des Jahres 2024 eine moderate Markterholung in einem weiterhin anspruchsvollen wirtschaftlichen Umfeld. Ein besonderer Mehrwert des Immobilienmarktberichts 2025 des Gutachterausschusses Heilbronn liegt in der Qualität und Herkunft seiner Datengrundlage. Im Gegensatz zu vielen Marktanalysen privater Anbieter, die häufig auf anonymisierten Angebotspreisen aus Onlineportalen wie Immoscout24 oder ähnlichen basieren, fußt dieser Bericht ausschließlich auf realen, notariell beurkundeten Kaufpreisen. Diese werden systematisch in der Kaufpreissammlung erfasst, ausgewertet und nach standardisierten Kriterien segmentiert. Damit bietet der Bericht eine verlässliche, objektive und rechtlich belastbare Datenbasis, die insbesondere für die sachgerechte Bewertung von Immobilien gemäß § 194 BauGB unerlässlich ist.
Für uns als Immobiliengutachter und Sachverständige für die Wertermittlung von bebauten und unbebauten Grundstücken in Heilbronn stellt der jährlich erscheinende Marktbericht eine unverzichtbare Referenzquelle dar.
Die im Bericht enthaltenen Daten und Preisindizes zeigen eine differenzierte Entwicklung in den verschiedenen Teilmärkten. Die strukturelle Unsicherheit infolge der Zinswende, der energetischen Anforderungen und des konjunkturellen Umfelds bleibt bestehen, jedoch zeigen sich erste Signale für eine Stabilisierung auf reduziertem Preisniveau.
Transaktionsdynamik im Stadtgebiet Heilbronn: Zuwachs in fast allen Teilmärkten
Im Jahr 2024 wurden im Stadtgebiet Heilbronn insgesamt 1.379 verwertbare Kaufverträge abgeschlossen. Dies entspricht einem Zuwachs von rund 16 % gegenüber dem Vorjahr. Der dabei erzielte Geldumsatz stieg um ca. 22 % auf 561,1 Mio. Euro (Vorjahr: 459,9 Mio. Euro). Der Anstieg ist vor allem auf eine erhöhte Aktivität im Segment bebauter Grundstücke sowie auf verstärkte Umsätze im Bereich Wohnbauland zurückzuführen.
Im Teilmarkt „baureifes Land“ wurde im Jahr 2024 ein deutlicher Umsatzzuwachs um 171 % verzeichnet. Die Anzahl der Verkäufe stieg von 34 (2023) auf 48, was primär auf Grundstücksveräußerungen im Baugebiet „Klingenäcker“ in Sontheim zurückzuführen ist.
Eigentumswohnungen: Nachfrageerholung bei Bestandswohnungen – Neubau weiter unter Druck
Im Bereich der Eigentumswohnungen stieg die Anzahl der Kauffälle um 18 %, der Umsatz um 14 %. Maßgeblich hierfür ist die Entwicklung im Wiederverkauf: Die Zahl der Kauffälle gebrauchter Eigentumswohnungen stieg um 24 %, der Umsatz um 21 %. Der Markt für Neubauwohnungen hingegen verzeichnete einen deutlichen Rückgang – sowohl in der Anzahl (-38 %) als auch im Umsatz (-28 %). Mit nur 39 veräußerten Neubauwohnungen verbleibt dieser Markt auf einem historisch niedrigen Niveau. Diese Entwicklung unterstreicht die Zurückhaltung bei Erwerbern in Anbetracht hoher Baupreise, steigender Fremdkapitalzinsen und erhöhter Anforderungen an Energieeffizienz.
Preisniveaus bei Einfamilienhäusern: regionale Differenzierung und bereinigte Rückgänge
Im Segment der Ein- bis Zweifamilienhäuser zeigt sich ein differenziertes Bild. Die unbereinigten Wohnflächenpreise freistehender Einfamilienhäuser in der Kernstadt stiegen auf 4.772 €/m² (2023: 4.418 €/m²), während bei Doppel- und Reihenendhäusern ein Rückgang auf 3.790 €/m² zu verzeichnen war (2023: 4.030 €/m²). Bereinigt um wertrelevante Einflussfaktoren (Wohnfläche, Grundstücksgröße, Lage- und Ausstattungszustand) ergibt sich für freistehende Einfamilienhäuser ein realer Rückgang um ca. 7 %, für Doppelhaushälften und Reihenendhäuser um rund 6 %.
In den äußeren Stadtteilen zeigt sich bei freistehenden Häusern ein bereinigter Rückgang von ca. 5 %, bei Doppelhaushälften und Reihenendhäusern von etwa 1 %. Die Preisentwicklung spiegelt damit die vorsichtige Kaufzurückhaltung wider, zeigt jedoch auch, dass Marktakteure zunehmend auf realistische Bewertungsrelationen reagieren.
Mehrfamilienhäuser: Rückkehr der institutionellen Käufer?
Die Verkäufe von Mehrfamilienhäusern stiegen im Jahresvergleich um 79 %, der Umsatz vervierfachte sich nahezu. Dieser Zuwachs folgt auf ein außergewöhnlich schwaches Jahr 2023. Der beobachtbare Anstieg deutet darauf hin, dass renditeorientierte Investoren wieder selektiv in Erscheinung treten, sofern Ertragskennzahlen (z. B. Bruttorenditen über 4 %) und Standortperspektiven stimmig sind. Auch das Segment der Wohn- und Geschäftshäuser verzeichnete eine höhere Transaktionszahl sowie einen Umsatzanstieg um ca. 86 %.
Marktstruktur, Plausibilisierung und Implikationen für die Wertermittlung
Die Indexreihe für ein repräsentatives Einfamilienhaus in der Kernstadt zeigt einen Rückgang des Wohnflächenpreises von 3.617 €/m² (2023) auf 3.548 €/m² (2024), was einem Indexwert von 215,2 entspricht (Basis 2010 = 100). Diese Entwicklung steht im Einklang mit der allgemeinen Marktanpassung an die veränderten Finanzierungsbedingungen. Der Anteil der Verkäufe in den äußeren Stadtteilen mit tendenziell geringerer Kaufkraft und größeren Grundstücken hat zusätzlich dämpfend gewirkt.
Für Sachverständige ergibt sich daraus die Notwendigkeit einer präzisen Segmentierung bei der Vergleichswertbildung sowie eine sorgfältige Analyse der wertrelevanten Merkmale im Einzelfall. Allgemeine Durchschnittspreise verlieren in ihrer Aussagekraft, wenn regionale und typologische Differenzierungen nicht berücksichtigt werden.
Fazit und Ausblick
Der Heilbronner Immobilienmarkt zeigt sich im Jahr 2024 stabilisiert, jedoch unter neuen Vorzeichen. Der Boom der Jahre 2020 bis 2022 ist einer rationaleren Marktdynamik gewichen. Die Nachfrage bleibt vorhanden, ist jedoch selektiver und preissensibler. Die Preiskorrekturen bei Bestandsobjekten dürften in weiten Teilen vollzogen sein. Neubauprojekte bleiben jedoch unter Druck, solange Baukosten und Zinsen auf dem aktuellen Niveau verharren.
Für 2025 ist unter der Prämisse eines konstanten Zinsniveaus und gedämpfter Inflationsraten mit einer Seitwärtsbewegung auf reduziertem Niveau zu rechnen. Der Markt dürfte sich weiter ausdifferenzieren: zwischen soliden Bestandslagen mit stabiler Nachfrage und Objekten mit energetischem oder strukturellem Investitionsbedarf, bei denen zusätzliche Preisabschläge erforderlich sind. Die Markttransparenz durch die Datenlage des Gutachterausschusses bleibt dabei ein unverzichtbares Fundament für sachgerechte Immobilienbewertungen.
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