Beim Kauf einer Immobilie denken die meisten Käufer in erster Linie an den Kaufpreis und die damit verbundene Finanzierung. Was viele unterschätzen: Die Kaufnebenkosten können schnell zehn bis zwölf Prozent des Kaufpreises erreichen und sind fast immer aus Eigenkapital zu zahlen. Besonders deutlich wird das in Baden-Württemberg, wie ein aktuelles Rechenbeispiel zeigt. Bei einem Einfamilienhaus mit 500.000 Euro Kaufpreis fließen insgesamt rund 48.000 Euro an den Staat und die Kommunen – noch bevor auch nur ein Euro in die Immobilie investiert werden kann. Hauptposten sind die Grunderwerbsteuer, die Gebühren für die Grundbuchumschreibung und der Steueranteil an Notarkosten sowie die Umsatzsteuer auf Maklerprovisionen und die anschließende Besteuerung der Maklernettoprovisionen.
Kaufnebenkosten beim Immobilienerwerb – eine gutachterliche Analyse der BBSR-Studie und fiskalische Bewertung
Der Erwerb einer Wohnimmobilie ist in Deutschland mit erheblichen Nebenkosten verbunden. Eine aktuelle Untersuchung des Bundesinstituts für Bau‑, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zeigt, dass diese Nebenkosten regelmäßig 10 bis 12 Prozent des Kaufpreises erreichen und damit einen wesentlichen Einfluss auf die Marktliquidität und die Finanzierbarkeit von Wohnraum haben.
Zusammensetzung der Kaufnebenkosten
Die Nebenkosten setzen sich aus Grunderwerbsteuer, Notar- und Grundbuchkosten sowie – sofern ein Makler involviert ist – aus Maklerprovisionen zusammen.
Grunderwerbsteuer: Eine reine Transaktionssteuer. In Baden-Württemberg 5 Prozent.
Notarkosten: Ca. 1 Prozent des Kaufpreises, privatrechtlich, jedoch einkommensteuerpflichtig.
Grundbuchgebühren: Ca. 0,5 Prozent des Kaufpreises, direkt an das Amtsgericht.
Maklerprovisionen: Üblicherweise 3,57 Prozent (inklusive Umsatzsteuer) je Partei. Die Umsatzsteueranteile fließen direkt an den Staat, die Nettoprovision wird zusätzlich besteuert.
Beispiel: Einfamilienhaus mit 500.000 Euro Kaufpreis in Baden-Württemberg
Besteuerung der Nettoprovisionen:
Die Nettoprovisionen von insgesamt 30.000 Euro werden zusätzlich mit ca. 40 Prozent Einkommen- und Gewerbesteuer belastet. Dies entspricht ca. 12.000 Euro.
Staatliche Einnahmen aus dieser Transaktion
Grunderwerbsteuer (5 %) – 25.000 Euro
Grundbuchgebühren (0,5 %) – 2.500 Euro
Steueranteil aus Notarkosten (geschätzt) – 2.500 Euro
Umsatzsteuer auf Maklerprovision (Käufer + Verkäufer) – 5.700 Euro
Einkommen- und Gewerbesteuern aus Maklernettoprovisionen – 12.000 Euro
Gesamteinnahmen Staat & Kommunen – 47.700 Euro
Gesamteinnahmen Staat & Kommunen aus dieser einen Immobilientransaktion: ca. 47.700 Euro.
Kritische Analyse: Warum der Staat hier das eigentliche Problem ist
Die öffentliche Diskussion über hohe Immobilienkosten konzentriert sich häufig auf steigende Kaufpreise und Maklerprovisionen. Das Beispiel zeigt jedoch klar: Der größte Einzelempfänger einer Immobilientransaktion ist der Staat.
Gerade junge Familien, die langfristig für Stabilität auf dem Wohnungsmarkt sorgen könnten, stoßen dadurch oft an finanzielle Grenzen und bleiben dauerhaft im Mietmarkt.
Reformansätze
Fazit
Bei einem Kaufpreis von 500.000 Euro fließen fast 48.000 Euro an den Staat und die Kommunen. Diese Belastung ist unabhängig von der eigentlichen Preisentwicklung und zeigt deutlich, dass der staatliche Anteil an einer Immobilientransaktion ein wesentlicher Kostentreiber ist.
Kritik ausschließlich an Kaufpreisen oder Maklergebühren greift daher zu kurz. Eine Reform der Kaufnebenkosten ist zwingend erforderlich, um den Zugang zu Wohneigentum – insbesondere für Familien – zu erleichtern und die Marktdynamik zu verbessern.
Ingenieurbüro Schorndorfer: Immobiliengutachter Heilbronn, Wertgutachten, Verkehrswertgutachten, Immobiliensachverständige, Wertgutachter Heilbronn.
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